Katalog für Vinylschallplatten des VEB Deutsche Schallplatten

Systematik des Bestellnummernsystems

Der VEB DS verwendete für seine Tonträgerproduktion Bestell- (bzw. Katalog-)nummern aus meist sechs Ziffern in der Grundstruktur „x xx xxx“, deren Bedeutung nachfolgend dargelegt wird.

 

X xx xxx    Erste Ziffer – Art und Format des Tonträgers

0 = Analog- (anfangs auch Digital-)MC

1 = Schellack 25 cm, 78 rpm; nach Umstellung des Kassettennummernsystems Digital-MC

2 = Schellack 30 cm, 78 rpm

3 = Schellack 25 cm, 78 rpm mit variablem Schnitt, also verlängerter Spieldauer

4 = Single 17,5 cm, 45 rpm

5 = EP 17,5 cm, 45 rpm

6 = EP 17,5 cm, 33 1/3 rpm (ab 1971, nur Sprachkurse)

7 = LP 25 cm, 33 1/3 rpm (Produktion bis 1967)

7 = DMM-LP 30 cm, 33 1/3 rpm (Produktion ab 1985)

8 = LP 30 cm, 33 1/3 rpm

 

x Xx xxx    Zweite Ziffer – Label/Genre

0 = Sonderproduktionen, später auch SCHOLA (siehe unten)

1 = ETERNA „Lied der Zeit“ (Märsche und Musik politisch-agitatorischen Charakters, bis 1959 auch gesprochenes Wort); AURORA (Aufnahmen mit Ernst Busch, ab 1978 einige LP 30 cm, 33 1/3 rpm)

2 = ETERNA Klassik (Sinfonik, Kammermusik, Vokalmusik, neue Musik ausländischer Komponisten)

3 = ETERNA Volksmusik

4 = AMIGA Unterhaltungsmusik, volkstümliche Weisen, Operetten, Liedermacher

5 = AMIGA Tanzmusik, Rock, Pop, Schlager, Jazz

6 = LITERA (bis 1963 ETERNA) gesprochenes Wort (Märchen, Theaterstücke, Lesungen, Kabarett, Filmausschnitte, Dokumentationen)

7 = SCHOLA (ab 1968) Lehrmittel im Auftrag Dritter für Kindergarten und Schule (nur LP 30 cm, 33 1/3 rpm und MC); LITERA (bis 1963 ETERNA) Sprachkurse im Auftrag Dritter (nur EP 17,5 cm, 45 rpm)

8 = AURORA (Aufnahmen mit Ernst Busch, 1963-74, nur EP 17,5 cm, 45 rpm); NOVA Musik von in der DDR wirkenden Komponisten (ab 1971, nur LP 30 cm, 33 1/3 rpm)

9 = Buchbeilagen und Sonderproduktionen im Auftrag Dritter (ab 1973, label- und plattengrößenübergreifend)

Wiederholt finden sich auch genremäßige Abweichungen: So erschienen einige Blasmusikaufnahmen, die ja eigentlich volkstümliche Weisen sind, in der Nummerngruppe 5 und alle Tierstimmenaufnahmen mangels besserer Zuordnungsmöglichkeit in der Nummerngruppe 2.

 

x xX xxx    Dritte Ziffer – Klangbild

0, 1, 2, 3 = mono

5, 6, 7, 8, 9 = stereo

Den Anfang machte die „0“ bei den zunächst ausschließlich herausgebrachten Monoplatten, gefolgt von der „5“ für die ersten Stereoplatten. Mit den letzten drei Ziffern als laufender Nummerierung lassen sich maximal 999 verschiedene Bestellnummern vergeben. Um nach Ausschöpfung der möglichen Nummern 820/825 xxx einen neuen Nummernblock beginnen zu können, die ersten beiden Bestellnummernziffern aber unverändert bleiben mussten, blieb nur die Möglichkeit, für das Klangbild weitere Ziffern einzuführen. Da zu dem Zeitpunkt (1969) neue Platten fast nur noch in Stereo erschienen, brauchten nur noch die originären Stereonummernblöcke (826 xxx, 827 xxx und 828 xxx) begonnen zu werden. Monoplatten reihen sich in die laufende Nummerierung ein und haben zur Klangbildkennzeichnung wie beim Block 820/825 xxx eine um 5 verringerte dritte Ziffer, also 821 xxx, 822 xxx oder 823 xxx. Ab Mitte der achtziger Jahre wurden die Plattenhüllen und -etiketten nur noch mit den Stereonummern und ggf. mit dem Hinweis „MONO“ versehen.

Bei den vinylmäßig ausschließlich auf EP veröffentlichten Sprachkursen gilt das vorstehend Gesagte nur für den Sektor „Ausländisch für Deutsche“ mit dem Nummernblock 570/575 xxx. Sprachkurse der Rubrik „Deutsch für Ausländer“ haben an dritter Stelle hingegen grundsätzlich eine „1“ – um diese extra Unterscheidung nach der Hörerzielgruppe in der Bestellnummer zu ermöglichen, mußte das bei Sprachaufnahmen nachrangige Klangbild also unberücksichtigt bleiben.

Der Nummernblock 727 xxx wurde für DMM-Nachauflagen von Titeln geschaffen, die zunächst noch per Folienumschnitt hergestellt worden und im Block 827 xxx erschienen waren. Auf diese Tatsache machte man durch die Beibehaltung der laufenden Nummer, mithin also den bloßen Unterschied in der führenden Bestellnummernziffer aufmerksam. Beginnend ab Ende 1989 sind nur noch wenige solcher Titel erschienen. Zwar waren etliche weitere Nummern bereits vergeben, doch eine lückenlos fortlaufende Abfolge wie bei den anderen Blöcken hätte sich keinesfalls ergeben.

Der Nummernblock 807 xxx ist der ab 1988 verwendete Nachfolger des für das SCHOLA-Label begonnenen Blocks 87x xxx. Warum es zu dieser Änderung des Nummernsystems kam, ist unbekannt.

Die „9“ als dritte Ziffer kommt nur bei den ab 1985 erschienenen DMM-Platten vor. Für diese wurde allerdings zunächst der Nummernblock 725 xxx begonnen und erst ab 1989 auf 729 xxx umgestellt. Bei Neuerscheinungen aus der Übergangsphase kommen z. B. wegen des Vorlaufs beim Hüllen- und Etikettendruck auf ein und derselben Platte (Hülle vorn und hinten, Etiketten, Spiegel) beide Nummernvarianten vor, ebenso bei Nachauflagen. Daher gibt es hier im Katalog auch nur einen fortlaufenden Nummernblock 725/729 xxx.

Die „8“ als dritte Ziffer machte sich zunächst notwendig, nachdem 1987 auch der Nummernblock 827 xxx aufgebraucht worden war. Der neue Block 828 reicht aber nur noch bis zur laufenden Nummer 018, da inzwischen Neuerscheinungen fast nur noch als DMM-Platten herauskamen. Weil aber trotzdem weiterhin mit einzelnen, „Analogplatten“ zu rechnen war, wurde Ende 1989 der DMM-Block 729 xxx abgebrochen und nur noch ein einziger Block 728/828 xxx weitergeführt – prinzipiell dieselbe Verfahrensweise wie 20 Jahre zuvor beim Neubeginn nur noch eines Stereoblockes mit eingestreuten Monoplatten. Weitere Platten mit einer „8“ als führender Ziffer sind aber nicht mehr erschienen.

 

x xx XXX  Vierte bis sechste Ziffer – fortlaufende Nummerierung

(verwendet von 001 bis höchstens 999, die „000“ wurde nicht vergeben)

 

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Viel seltener vorkommend sind Bestellnummern aus sieben Ziffern der Form x x xx xxx. Es handelt sich dabei um Platten, die pauschal gesagt eine geringere Drehzahl haben als bei der jeweiligen Größe sonst üblich – konkret fast immer EP mit 33 1/3 statt 45 rpm. Für die letzten fünf Ziffern gilt das beim sechsziffrigen System gesagte; anstelle einer gibt es jedoch zwei, nochmals durch ein Leerzeichen getrennte führende Ziffern X X xx xxx. Dabei kommen vor:

62 = 17,5 cm, meist 33 1/3 rpm

90 = 17,5 cm, 16 2/3 rpm

91 = 30 cm, 16 2/3 rpm

Die Bestellnummern 62 xx xxx dienten zum einen für die „Russenplatten“, die in der ersten Hälfte der sechziger Jahre für den Export in die Sowjetunion hergestellt wurden, wo Vinyl ausschließlich mit 33 rpm üblich war. Es handelt sich dabei um ausgewählte, ggf. neu gekoppelte Titel aus dem regulären 45-rpm-Sortiment des VEB DS, deren Umschnitt lediglich mit der niedrigeren Drehzahl erfolgte, sodaß sich kein Spielzeitvorteil ergibt. Mit der jeweils höchsten Bestellnummer sind aus dem jeweiligen Block mindestens als Weißmuster nachgewiesen die Titel 62 20 035, 62 30 001, 62 40 003 und 62 50 044.

Zum anderen, und auch nur in den sechziger Jahren wurde der Nummernblock für Sprachkurse, meist aus der Reihe „Deutsch auf Sprechplatten für Ausländer“ verwendet. Nachfolger ab den siebziger Jahren ist der oben aufgeführte sechsstellige Nummernblock 6 xx xxx.

Bei nur noch 16 2/3 rpm müssen Einbußen in der Klangqualität hingenommen werden, sodaß die Nummerngruppen 90 xx xxx und 91 xx xxx daher von vornherein nur für LITERA-Sprechaufnahmen vorgesehen waren. Die Platten sollten ab Sommer 1963 testweise in den Handel kommen, um die Resonanz bei den Käufern zu testen. Bislang sind jedoch keine Verkaufsexemplare bekanntgeworden. Die Herausgabe ist vermutlich den Produktionsschwierigkeiten des Jahres 1963 zum Opfer gefallen, weswegen angenommen werden darf, daß das „16 2/3 rpm-Experiment“ noch vor seinem eigentlichen Beginn endete.

Nachgewiesen sind folgende sechs Nummernvergaben, wobei es sich immer um Aufnahmen handelt, die später dann mit 33 1/3 rpm erschienen sind:

9060 002 = 760 035 (Tucholsky - Lottchen beichtet 1 Geliebten)

9060 003 = 760 036 (Glaßbrenner - aus „Unsterblicher Volkswitz“)

9060 005 = 760 037 (Andersen: Das Feuerzeug; Wallo: Die kluge Prinzessin)

9060 006 = 860 054 (Tom Sawyers großes Abenteuer)

9160 001 = 860 134-135 (Seghers: Das siebte Kreuz)

9160 003 = 860 079-080 (Becher: Winterschlacht)